Am 1. Oktober 2021 wurde unter dem Namen TESORO ein Verein gegründet mit dem Zweck, die Interessen der Familienmitglieder zu vertreten, die vom Schweizerischen Saisonnierstatut (A) und Jahresaufenthalterstatut (B) betroffen waren. Aufgrund des ANAG – Gesetz über den Aufenthalt und die Niederlassung der Ausländer – wurden von 1934–2002 etwa eine halbe Million migrantische Arbeiterfamilien auseinandergerissen, kriminalisiert und illegalisiert. – Ein Attentat auf migrantische Familien, die «nicht sein durften». – Ein Attentat der Fremdenpolizei auf die Integrität und die Intimsphäre der Arbeitsmigranten und Arbeitsmigrantinnen. – Ein Attentat der Gesellschaft, die jahrzehntelang nicht wahrhaben wollte, dass die Menschenrechte dieser Familien verletzt wurden. – Ein Attentat auf die Menschlichkeit mittels unmenschlicher ökonomischer Ausbeutungssysteme wie das Rotationsprinzip.
Die Betroffenen leiden bis heute unter den Folgen. TESORO transformiert das Leiden, indem es die Gewalt benennt. TESORO ist überzeugt: was Betroffene über strukturellen Rassismus in der Schweizer Familienpolitik wissen, ist ein verborgener Schatz, wertvoll für die ganze Gesellschaft. TESORO heisst: Objekte der Geschichte werden zu handelnden und denkenden Subjekten. Der enormen Fragmentierung unserer Einzelschicksale zum Trotz sind wir solidarisch miteinander und mit anderen Gruppen, die von Familientrennungen und Illegalisierung betroffen sind. TESORO engagiert sich dafür, dass die gegenwärtige Gewalt gegen migrantische Familien endlich aufhört und dass die Geschichte dieses Attentats auf Familien mit Statut A und B in die kollektive Erinnerungskultur der Schweiz integriert wird. Die Mitglieder des Vereins TESORO fordern: – Eine offizielle Anerkennung des Leids und eine Entschuldigung der Schweizer Behörden. – Eine historische Aufarbeitung der Illegalisierung von Familien mit Statut A und B. – Eine angemessene finanzielle Entschädigung für das entstandene Leid.