FORSCHUNG

Die Gewalt der Migrations- und Familienpolitik, vollzogen im Namen des ANAG, ist gross und vielschichtig. Die Folgen dieser Bevölkerungspolitik prägen unsere ganze Gesellschaft. Während die Erforschung der Bevölkerungs-, Migrations- und Familienpolitik im Namen des ANAG einseitig ist. 

TESORO stellt fest: 
1. Es herrscht auch in der Forschung die gesellschaftlich weit verbreitete Annahme, dass Gewalt ein Problem der Opfer ist. Diese Annahme ist falsch.
2. Meist stehen in der Forschung die illegalisierten italienischen Kinder der betroffenen Familien nach dem Zweiten Weltkrieg im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dieser Fokus ist beschränkt.

 

TESORO fordert:
Die neue Forschung soll einen zentralen Beitrag zur umfassenden Vergangenheitsaufarbeitung leisten. Aspekte, die regelmässig vernachlässigt oder unterrepräsentiert werden, sollen analysiert werden, zum Beispiel:

– Die Geschichte der Umkehrung von Recht in Unrecht mittels des ANAG, die vor dessen Inkraftsetzung 1934 stattfand und durch dessen Implementierung eine radikale Festschreibung erfuhr.
– Die strukturelle Gewalt der Migrations- und Familienpolitik im Namen des ANAG als integralen Bestandteil der Schweizer Geschichte.
– Die lange Kultur des Verweigerns und Verschweigens dieser Gewaltgeschichte.
– Die tiefen Spuren der Gewalt in den Beziehungen zwischen betroffenen und nicht betroffenen Familien.
– Die Migrations- und Familienpolitik der Schweiz im Namen des ANAG gegenüber Familien aller Herkunftsländer.
– Die Kontinuität der implementierten Gewalt nach der Abschaffung des Saisonnierstatuts 2002  bis in die Gegenwart – gegen Familien von Kurzaufenthalter:innen im Niedriglohnsektor, Geflüchteten, Asylsuchenden und Sans-Papiers. 
– Die Ähnlichkeiten dieser gewaltvollen Bevölkerungspolitik in der Schweiz gegenüber jüdischen, jenischen, romanes, armutsbetroffenen, schwarzen und queeren Familienmitgliedern.
– Die Analogien zwischen der Schweiz und diskriminierenden Familienpolitiken in anderen Ländern.
– Die  Rolle der Täter:innen und Mitläufer:innen.
– Der kaum beachtete, vielfältige Widerstand.

TESORO fordert:
1. Eine Partizipation der vom ANAG Betroffenen als forschende Subjekte.

2. Eine Integration von transnationalen, multidisziplinären und intersektionalen Perspektiven.
3. Eine breite, öffentliche Aufarbeitung, getragen und begleitet von einem Nationalen Forschungsprojekt (sog. NFP).

Bibliografie zentrale Sekundärliteratur – TESOROs Empfehlungen für neue Forschungsprojekte: PDF zum Downloaden

Wegweisende Impulse aus der jüngeren Forschung (die PDFs können Sie via Email an TESORO bestellen):